Johannes Sumpich: „Der neue Herr Albrecht werde ich nicht“

Johannes Sumpich ist ehemaliger Schüler der Rudolf Steiner-Schule in Wien-Mauer – und ihm gelang unter dem Künstlernamen „Josh.“ 2018 ein „Sommerhit“ mit seinem Lied „Cordula Grün“.  Die nüchterne Bilanz lautet: Platz 1 der österreichischen iTunes-Charts, Platz 1 der Ö3-Hörercharts, Platz 5 auf den österreichischen Singlecharts und den Amadeus Award für den besten Song . In Deutschland erreichte „Cordula Grün“ Platz 27 der deutschen Charts und wurde „Wiesn-Hit 2018“. Mit uns plauderte er über seine Schulzeit und seinen Weg zur Musik.

WAM: Wie ist es dir nach der Waldorfschule ergangen?

Johannes Sumpich: Nach der Schule war ich dann im Gymnasium Anton-Kriegergasse, mehr schlecht als recht muss ich ehrlich zugeben, aber es war bei mir bisschen ein Unterschied, weil ich mir da schon relativ sicher war, dass ich Musik machen möchte. Vielleicht würde ich es jetzt anders sehen, aber damals war es halt ein bisschen gefährlich für mich, weil ich gewusst habe, Musik ist das einzige Studium, wo ich keine Matura brauch. Irgendwann hab ich dann immer mehr Musik gemacht und bin ich eigentlich nicht mehr in die Schule gegangen und hab begonnen mich auf das Musikstudium vorzubereiten.

WAM: Wie bist Du zur Musik gekommen?

Johannes Sumpich: Ich habe angefangen mit Jazzgitarre, da hab überhaupt keinen Plan davon gehabt, obwohl ich bis dahin vermehrt Klassische Musik gemacht habe. In der Schule hatte ich eine Schulband mit Freunden, das war der Beginn zur Popularmusik, wenn man so will. Aber so wirkliche Skills, wie man auf Neudeutsch sagt, hatte ich einfach noch nicht in dem modernen Bereich und da war es gut, dass der Professor, der mich genommen hat, gesagt hat: Du bist zwar ein guter Musiker, aber du hast von Jazz keine Ahnung – aber das kann ich dir beibringen. Am Anfang habe ich sehr viel gelernt und bin dann draufgekommen, dass der Jazz eigentlich nicht hundertprozentig meines ist.

WAM: Wie hast Du dann zu Deinem Stil gefunden?

Johannes Sumpich: Ich bin in ein musikalisches Loch hineingefallen, weil ich nicht mehr genau gewusst habe, was ich machen will. Das war dann auch gar nicht so leicht, weil es auf dem Institut, auf dem ich studiert habe, auch nichts anderes gegeben hat außer Jazz oder Klassik. Dann habe ich selber angefangen Popularmusik zu machen, hab eine Coverband gegründet, mit der ich dann viel gespielt und gelernt habe. Dann war es mein Glück, dass es ein neues Popularmusikinstitut gegeben hat und ich habe ich mir gedacht, dass passt jetzt total für mich und habe einen Lehrerwechsel gemacht. Am Schluss habe ich dann Instrumental und Gesangspädagogik studiert, weil da der Schwerpunkt auf Popularmusik lag. Da habe ich an meiner Stimme gearbeitet in den letzten drei Studienjahren. Im letzten Studienjahr habe ich beschlossen, ich will nicht mehr als Gitarrist oder Künstler für andere arbeiten und da ist es dann etwas spontan entstanden, dass ich etwas Eigenes machen wollte.

WAM: Wie hast du den Musikunterricht in der Schule empfunden?

Johannes Sumpich: Ich hatte in der Schule mehrere Musiklehrer, in der Unterstufe waren es immer die Klassenlehrer und der Musikunterricht war durch die Flöte bestimmt. Das war nicht immer nur ganz meins, muss ich ehrlich sagen. Dreißig Leute, die gleichzeitig flöten, das ist für das Gehör nicht immer so einfach. Aber damals habe ich es auch nicht so wahrgenommen.

WAM: Welche positiven Momente hat Du aus der Schule mitgenommen?

Johannes Sumpich: Mir hat damals total getaugt, dass wir in der Schule die ganzen Projekte hatten, wo man innerhalb der Schulzeit alles machen konnte; besonders, wenn man eine Affinität zur Musik hat. In der Mittelstufe haben wir als Musiklehrerin Angela Schindler gehabt, die hat angefangen mit uns klassische Chorstücke einzustudieren, obwohl wir noch recht jung waren und das hat mir immer irrsinnig viel Spaß gemacht. Das hat sie schon sehr, sehr gut gemacht mit uns. Später kam Stefan Albrecht und mit dem haben wir den 11.-Klass_Singabend gemacht. Als ich damals auf der Bühne stand, wusste ich schon, dass ich Musiker werden will. Diese ganzen Projekte und das Chorsingen, das man ja nicht so oft privat im Musikunterricht macht, haben mir schon sehr gefallen.

WAM: Und wo war es eher schwierig?

Johannes Sumpich: Ich habe mir damals schon schwer getan mir trockenen Prüfungsstoff draufzupacken, aber so wie ich hatte jeder seine Schwächen und ich würde daran gar nicht der Schule die Schuld geben. Ich würde sagen ja, weil ich es nicht bei allen Dingen kapiert hatte, aber irgendwas hat man mir mitgegeben, um mich zurecht zu finden. Ich habe nicht das Gefühl gehabt, dass ich im Vergleich zu anderen Defizite hatte. Und wenn, habe ich gewusst, wie ich damit umgehen kann.

WAM: Wie viele Fernseher hast du?

Johannes Sumpich: Ich habe derzeit einen Fernseher und es wird auch nur einer bleiben. Später in der Schule habe ich einen eigenen gehabt, weil man will sich ja nicht immer das gleiche reinziehen, wie die Eltern. War aber auch nicht so, dass ich das gefühlt hatte, dass es mich so in den Bann gezogen hat, dass ich alles andere vergessen hab. Sozialkontakte waren für mich immer davorzustellen. Wir hatten damals auch eine irrsinnig tolle Klassengemeinschaft und ich habe immer noch viele Freunde, die ich aus der Schule kenne. Und so ist es heute noch: Wenn ich fernsehe, dann nur wenn ich sonst nichts zu tun habe.

WAM: Hast du noch viel Kontakt zu deinen ehemaligen Schulkollegen?

Johannes Sumpich: Ich habe noch nach wie vor Kontakt zu meinen Leuten. Drei meiner besten Freunde sind aus meiner Klasse. Aber sonst haben wir uns leider ein bisschen aus den Augen verloren, hin und wieder sieht man sich mal. Aber jeder hat seinen eigenen Weg eigeschlagen und hat seinen Terminkalender, da wird’s dann immer schwieriger. Wir sind doch schon über zehn Jahre aus der Schule und hatten nur drei oder vier Klassentreffen. Ich freu mich dann immer die Leute zu sehen und hab dann riesen Spaß.

WAM: Die Ehemaligen zu treffen ist also eine Bereicherung?

Johannes Sumpich: Ich habe immer das Gefühl, wenn man Leute aus der früheren Zeit trifft, dass es dann immer sehr viele sehr spannende Gespräche gibt. Schön wäre es, wenn der Verein in eine gewisse Größe übergeht und zum Beispiel Kontakte bereitstellt, wenn man eine Firma gründet oder Projekte macht. Da glaube ich daran, dass man sich gegenseitig unterstützen kann und man sich trifft und draufkommt, dass man gemeinsam was machen kann. In der Musikszene ist es Gang und Gäbe, dass man dieses Networking betreibt. Man geht zu gewissen Veranstaltungen, damit man gewisse Leute trifft.

WAM: Könntest du dir vorstellen, mal in der Schule Musik zu unterrichten?

Johannes Sumpich: Projektweise sicher. Wenn die Schule mal an einem Songwriting-Workshop Interesse hat, kann ich das sicher mal machen. Oder einen Musikabend betreuen und herausfinden wen man noch holen kann oder nach technischer Unterstützung fragen kann. Irgendwann weiß man auch wie es geht, ich habe damals auch wenig Ahnung gehabt.  Aber der neue Herr Albrecht werde ich nicht. Bei den ganzen Sachen, die wir gemacht haben, muss das auch deine Passion sein und du musst es echt auch können. Einen großen Chor leiten, da kann sich nicht jeder, der mal Musik studiert hat, hinstellen. Musikunterrichten und Musik machen sind auch zwei Paar Schuhe.

WAM: Würdest du deine Kinder in die Waldorfschule geben?

Johannes Sumpich: Ich kann die Frage jetzt noch nicht beantworten, weil zum einen meine Freundin keine Waldorfschülerin ist. Und ich glaube, dass, wenn man von außen kommt, muss man sich das zuerst mal anschauen. Es verändert sich ja auch viel mit der Zeit und es sind jetzt Dinge anders, als sie damals waren. Aber es ist für mich auf jeden Fall eine Option.

Johannes Sumpich, Klasse Jahrgang 1993

www.joshsmusik.at

Sein Debütalbum „Von Mädchen Und Farben“ ist nun Erschienen und kann auf allen Plattformen gestreamt oder heruntergeladen werden.

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